Sport vor Ort - Porträts

„Roger ist ein cooler Typ“

Bild1: „Roger ist ein cooler Typ“ Bild2: „Roger ist ein cooler Typ“

25.11.2021

Malte Maschke aus Frankfurt (Oder) strebt eine Profikarriere an und kann sich auf prominente Erfahrung verlassen

Sein Blick schweift durch die Radsporthalle in der belgischen Stadt Gent. Auch für den erst 18-Jährigen ist „'t Kuipke“ etwas Neues und auch Ungewohntes. „Eine wirklich tolle Halle, die für puren Bahnradsport steht“, sagt er tief beeindruckt. „Wenn man auch zuerst glaubt, die Kurven sind noch steiler als auf anderen Bahnen ... beim Fahren merkt man das nicht. Allerdings, es ist enger und die Fliehkräfte sind bei den hohen Geschwindigkeiten dann doch deutlicher zu spüren. Dazu kommen die recht kurzen Graden … Aber es macht richtig Spaß, es ist ein Stück des traditionellen und ursprünglichen Radsports. Man spürt regelrecht den Geist großer Rennfahrer wie Eddy Merckx oder Patrick Sercu. Und alles wird durch ein großartiges Publikum noch intensiver“, sagt Malte Maschke, der bei den 80sten „LOTTO 6 daagse – Vlaanderen-Gent“, den Sechstagerennen in Gent, mit dabei ist.


Das erste Sechstagerennen von Gent fand 1922 auf einer demontierbaren Radrennbahn von 210 Metern Länge statt. 1927 wurde eine neue, festinstallierte 160 Meter lange Bahn eingebaut. Wegen der steilen Kurven erhielt die Halle den Namen „' t Kuipke“ -frei übersetzt: kleine Wanne.

Malte Maschke trainiert bei Frank Augustin

Malte Maschke gilt als ein großes Talent im deutschen Radsport und strebt eine Profikarriere an. Derzeit ist er für das Team Projekt 2024 (Track Cycling Team Brandenburg) unterwegs und trainiert dort bei Frank Augustin, der in Gent natürlich mit dabei ist. „Die Jungs machen das richtig gut und können auf einer solch schweren Bahn in erster Linie Erfahrungen sammeln.“ Am Ende werden das Team Malte Maschke und Benjamin Boos, er ist 2003 in Singen geboren, Sechste in der Gesamtwertung. Deutlich zu spüren ist, dass Talente aus der radsportverrückten Nation Belgien wie Noah Vandenbranden und Gianluca Pollefliet einen großen Vorteil haben. Augustin erklärt allerdings nach den sechs Tagen, dass auch Teams dabei waren, die „eben noch lange nicht auf diesem guten Niveau fahren sollten. Und das ist dann bei diesen hohen Geschwindigkeiten sogar gefährlich. Mit dem sechsten Platz in der Gesamtwertung sind wir alle zufrieden“, schätzt Augustin ein .„Ich bin im ersten Jahr bei den Männern unterwegs und sehe das ebenfalls als Erfolg“, freut sich Maschke.

22 000 Trainingskilometer im Jahr

Malte Maschke ist in Frankfurt geboren und hier Schule gegangen. Natürlich steht auch bei ihm Sport an erster Stelle. Aber er interessiert sich gleichzeitig sehr für Geschichte und da ist ein Ausflug in die mittelalterliche Stadt Gent sehr interessant. „Abends sind wir gefahren, aber es blieb auch während des Tages des Öfteren die Möglichkeit für einen Besuch in dieser sehr schönen alten Stadt“, berichtet der Schüler, der derzeit an der Lausitzer Sportschule in Cottbus lernt und trainiert. In zwei Jahren wird er das Abitur ablegen. Das Team ist standesgemäß mit dem Fahrrad unterwegs. „Deutlich zu spüren ist der Unterschied zu unseren Straßen. Es gibt Radwege, und im Unterschied zu einigen deutschen Autofahrern, die gern mal von hinten ungeduldig hupen oder gar den Weg schneiden, sind Belgier deutlich verständnisvoller“, sagt er, der rund 22 000 Trainingskilometer im Jahr absolviert.

Radsport liegt in der Familie Maschke

Sein Vater Heiko und vor allem Großvater Klaus, der ihm im Kindesalter ein Rennrad schenkte, haben großen Anteil daran, dass Malte Maschke zum Radsport kam. „Ich habe auch einmal Fußball gespielt. War aber nicht das Richtige für mich, und damals jagte nahezu jeder einem Ball hinterher.“ Seit der vierten Klasse fährt er nun aktiv, und auch auf die Frage ob sein großes Ziel die Tour de France sei, sagt er: „Ja schon, aber noch viel lieber würde ich bei den Frühjahrsklassikern wie Paris – Roubaix oder Mailand – San Remo mit dabei sein.“ Maschke erzählt, dass solche Bedingungen wie die bei der jüngsten Auflage von Paris – Roubaix, als die Fahrer sich durch Regen und Schlamm kämpfen musste, auch nicht viel ausmachen würden. An sich sei er auch lieber bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen unterwegs, aber sich einmal sich richtig quälen, das gehöre eben auch zum Radsport.

Training mit Roger Kluge

In der jüngsten Zeit hat er viel mit Roger Kluge zusammen trainiert. „Er ist ein wirklich cooler Typ. Ein echter Profi, von dem ich viel lernen kann. Roger ist bereit, auch aus dem Nähkästchen zu plaudern und hat mir schon viele gute Ratschläge gegeben. Vor allem vor Gent haben wir an mehreren Tagen in Frankfurt zusammen trainiert. Diese gute Zusammenarbeit soll es auch weiterhin geben“, sagt Maschke.

Und was sagt Trainer Frank Augustin, unter anderem dreifacher Sieger des Radrennens Rund um Berlin? „Ich finde, seit Roger selbst Vater geworden ist, hat er zu den jüngeren Radsportlern ein fast schon väterliches Verhältnis. Alle können von im lernen und machen das auch sehr gern.“

Bagen um das Sechstagerennen im Berliner Velodrom

Ein harter Schlag war für Malte Maschke jüngst die Nachricht, dass die deutschen Meisterschaften im Bahnradsport, geplant vom 16. bis 19. Dezember in seiner Heimatstadt Frankfurt (Oder), ersatzlos gestrichen wurden. Doch es geht weiter, denn schon beginnt die Vorbereitung auf das nächste Radsportjahr. Vom 3. bis 12. Dezember fährt Maschke mit der Nationalmannschaft zu einem Trainingslager nach Mallorca. Große Hoffnungen verbindet er, wie viele Radsportfreunde, mit den Tagen vom 8. bis 13. Februar, wenn die traditionellen Six-Days im Berliner Velodrom gestartet werden. Inwieweit hier die Corona-Lage Einfluss nimmt, steht noch nicht fest.

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