Er war Pilot, Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer in einer Person
Die Fotos entstanden während einer Führung des Fördervereins Bücker-Museum Rangsdorf
Die Geschichte von Rangsdorf ist zugleich auch die Geschichte eines ganz Großen der deutschen Luftfahrt - Carl-Clemens Bücker. Bücker wurde am 11. Februar des Jahres 1895 in Ehrenbreitstein geboren und starb am 3. März 1976 in Mölln. Er war Pilot, Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer in einer Person. Weltruhm erlangte er für seine in den dreißiger Jahren entwickelten Schulflugzeuge Bü 131 und Bü 133. Doch wer war dieser Bücker wirklich?
Carl Clemens Bücker
Siegfried Wietstruck hat die Lebensgeschichte des wohl bekanntesten Rangsdorfer in einem Buch mit dem Untertitel "Vom Marineflieger zum Flugzeugkonstrukteur" aufgeschrieben und veröffentlicht. Er schriebt in seinem Vorwort " Carl Clemens Bücker erlebte den Höhepunkt seines Schaffens als Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer in Rangsdorf bei Berlin!"
Ehrenbreitstein liegt am Rhein und ist ein Stadtteil von Koblenz. Bekannt ist der Ort durch die Festung Ehrenbreitstein. Geboren wurde Bücker in der Hofstraße 11, dem ehemaligen Gasthaus "Zum weißen Roß". Seine Eltern waren der Generalstabsarzt Dr. Georg Bücker und dessen Frau Luise, geborene Ladner.
Interessant ist ein Schulzeugnis des kleinen Carl Clemens, von dem er später selbst sagte: "Schaut, was aus mir trotz dieses Zeugnisses geworden ist". Betragen "sehr tadelhaft, Aufmerksamkeit und Fleiß "ungenügend" und auch die anderen Leistungen wurden als "ungenügend" eingeschätzt. Dieses Zeugnis soll er in seinem Büro aufgehängt haben.
Fliegerei ließ ihn nicht los
Bücker beendete die Schule allerdings mit ganz anderen Ergebnissen. Rechen/Mathematik "gut" Betragen/Fleiß "gut" und so wurde im Alter von 17 Jahren Seekadett. Als Leutnant zur See kam er nach kurzer Dienstzeit auf dem Schlachtschiff "Karl der Große" zu den Marinefliegern. In einem Zeugnis hieß es: "Oberleutnant zur See Bücker hatte die Erprobung neuer Typenflugzeuge auf ihre Flugeigenschaften durchzuführen. Er hat diese Aufgabe vorzüglich gelöst. Er ist ein erstklassiger Flieger …" Nach dem Ersten Weltkrieg musste sich Bücker neu orientieren, denn aufgrund des Versailler Vertrages von 1919 gab es zunächst keine Chance für die Fliegerei in Deutschland. So wurde er Berufsfischer. Doch die Fliegerei ließ ihn nicht los. Er wechselte die Staatsbürgerschaft und wurde am 18. März 1921 schwedischer Staatsangehöriger, um dort bei der Marineverwaltung als Einflieger zu arbeiten. Im September 1921 wurde die Firma Svenska Aero AB unter Bücker als Direktor gegründet. Zunächst wurden Ernst Heinkel-Flugzeuge in Lizenz gebaut. Es folgten eigene Konstruktionen: SA 10 "Piraten", SA 12 "Skolfalken", SA 13 "Övningsfalken" und SA 14 "Jaktfalken". Ende 1932 verkaufte Bücker seinen Betrieb und verließ Schweden. In Deutschland gründete er 1933 in Berlin-Johannisthal die Bücker-Flugzeugbau GmbH, eine Produktionsstätte für Schul- und Sportflugzeuge. Begleitet wurde Bücker von Anders Johann Andersson Chefkonstrukteur der schwedischen Bückerwerke. Mit ihm zusammen wurde der zweisitzige Doppeldecker Bü1321 "Jungmann" mit einem Vierzylinder Reihenmotor (80 PS) entwickelt. Der Umzug der Bücker-Werke von Berlin Johannisthal nach Rangsdorf wurde im Herbst 1935 vollzogen. Im neuen Werk in Rangsdorf bei Berlin wurde die Bü-131 weiter in Serie hergestellt. Auch die einsitzige Bü-133 "Jungmeister" wurde dort in Serie gebaut. Sie war das erfolgreichste Kunst- und Übungsflugzeug der folgenden Jahre. Außerdem wurden noch andere Typen konstruiert: die Bü-134 war ein doppelsitziger Hochdecker (1936) war nur ein Prototyp, der nicht in Serie ging; die Bü-180 "Student" (1937) war ein Tiefdecker in Tandemanordnung, die zum Segelflugzeugschlepp geeignet war; und die Bü-182 "Kornett" (1938) war ein einsitziger Kabinen-Tiefflieger. 1946 stufte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) die Bücker-Werke als Rüstungsbetrieb ein. Die Werke wurden beschlagnahmt und Bücker enteignet.
Bücker starb 1965
Carl Clemens Bücker konnte seine Pläne, einen Neuanfang mit Flugzeugen in Deutschland nach dem Krieg nicht mehr verwirklichen. Er wurde später Auslandsvertreter für schwedische Saab-Automobile. Am 13. Juni 1965 verstarb seine Ehefrau Hermine, ein Verlust, von dem er sich kaum noch erholte.
Ein Bekannter von Bücker, Paul Skogstad, beschrieb ihn so "Unsere Erinnerungen an Herrn Bücker sind sehr positiv. Es war keine wirklich enge Freundschaft - Herr Bücker hatte sehr wenige enge Freunde - aber es war eine nette und herzliche Bekanntschaft".
Seine letzten Jahre verlebte Bücker in Mölln. Nach einer schweren Hüftoperation und einer zusätzlichen Krebserkrankung starb er am 3. März 1976 im Krankenhaus Eutin in Schleswig. Nach seinem Tod wurde er auf seinen Wunsch hin in Koblenz beerdigt.
Mit freundlicher Unterstützung von Dr. sc. phil. Siegfried Wietstruk