Sind das hauchzarte Quallen aus einer unbekannten Unterwasserwelt? Oder sind es Wesen aus dem fernen All? Jeder, der die Bilder von Karl-Heinz Richter betrachtet, wird etwas anderes darin entdecken können.
Geheimnisvoll, fantastisch, voller filigraner Leichtigkeit und dennoch großer Dichte – und dabei sind es genau genommen, allseits bekannte und beliebte Seifenblasen, die der Künstler auf die Leinwand gebannt hat.
An Seifenblasen erfreut sich wohl jeder mal in seinem Leben. Sanft pusten und schon erheben sie sich schillernd und wunderzart in die Luft. Damit haben sie allerdings ihre Aufgabe erfüllt und platzen – eine Seifenblase ist ein einmaliges sekundenlanges Erlebnis für nur einen Augenblick. „Nach vielen Experimenten ist es mir gelungen, diesen kostbaren Moment einzufangen“, sagt Karl-Heinz Richter.
„Der Zufall war es, der mich zu dieser ganz einmaligen und ungewöhnlichen Kunst gebracht hat“, erinnert sich Karl -Heinz Richter. Seine Lebensgefährtin, eine studierte Kunstmalerin, hatte während einer Reise ein wunderschönes Bild in einer Galerie in London entdeckt. „Es bestach durch seine zarte Schlichtheit,regte die Fantasie an“, sagt er und begann, der Machart auf den Grund zu gehen. Er war inzwischen pensioniert - 1964 kam er als 22-Jähriger als Lehrmeister nach Ludwigsfelde in die Berufsschule des damaligen Lkw-Werkes, arbeitete später viele Jahre im Bildungsministerium - und hatte nun Zeit und Muße, gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin etwas Neues zu beginnen. Was beim Kunstwerk in der Ausstellung so einfach ausgesehen hatte, entpuppte sich als eine ziemlich knifflige Angelegenheit für die beiden.
„Drei Jahre lang haben wir experimentiert und vieles ausprobiert“, sagt Richter. Die Seifenblasenflüssigkeit sei ja nur eine Seite des Knowhows. Mit Farbpulver, aus China importiert, ging es dann wieder einen Schritt voran. „Allerdings war schon der Import des Pulvers gar nicht so problemlos“, sagt Richter und kann inzwischen darüber lächeln. Der Zoll sei aufmerksam geworden und habe sich überzeugen wollen, was er damit vorhabe. Und staunend hätten die Beamten in seiner Kellerwerkstatt gestanden und zugeschaut, wie sich die Seifenlauge mit den Farben verbindet und sich daraus mit etwas Puste solch bezaubernde Bilder kreieren lassen. Von dieser fantasievollen Beschäftigung profitieren seit einiger Zeit bereits die Mitarbeiter der „ElsterWerke gemeinnützige mbH“. Hier ist Karl-Heinz Richter in der Aktion „Kunst triff Handicap“ erfolgreich tätig. Und auch für mehr Miteinander der zwölf Ortsteile sieht er in der gemeinsamen Seifenblasenkunst Potenzial des weiteren Zusammenwachsens. „Der Bürgermeister hat es bereits ausprobiert und die Ortsvorsteher sind dabei, Bilder zu gestalten.“ Da käme bei ihm der Pädagoge durch, sagt Richter. Und freut sich über jedes kreative Erlebnis, das zu mehr Gemeinsamkeit und Gemeinschaft führen könne.
Dazu lädt er in sein Keller-Ateliers ein. Dort finden sich neben einem Arbeitstisch und zahlreichen vorbereiteten schwarzen Leinwänden - „Ich habe festgestellt, dass die Wirkung der Farben auf einem schwarzen Hintergrund am stärksten ist“ - hunderte Dosen mit den verschiedensten Farben, die jedes Bild einzigartig werden lassen. Mit Metallringen, die in die Lauge getaucht werden und sanftem Pusten gelingt es nach einigen Versuchen jedem, ein einzigartiges Original zu schaffen. „Manch ein Werkstattbesucher hatte dann den Eindruck, dass es ganz leicht sei und wollte das Daheim nachmachen“, sagt Richter. Aber das sei es eben nicht. Und so verstehe man natürlich auch, dass sich der Künstler noch so manch ein Geheimnis seiner Seifenblasentraumwelten bewahren will.
„Wer mit mir in die Traumwelten der Seifenblasenkunst eintauchen will, ist in meiner Galerie in der Ludwigsfelder Käthe-Kollwitz-Straße 11 herzlich willkommen“, lädt Karl-Heinz Richter interessierte kleine Gruppen und Familien ein.