
10.11.2025
Ungewöhnliche Sichten von Künstlern auf Alltagsgegenstände provozieren zur Frage: Ist das Kunst?
„Kunst ist das Ergebnis eines kreativen Prozesses, bei dem Menschen Eindrücke, Erfahrungen und Ideen mit verschiedenen Materialien, Sprachen, Tönen oder Formen ausdrücken. Sie kann Emotionen hervorrufen, zum Nachdenken anregen oder gesellschaftliche Themen kommentieren.“ So erklärt es die KI bei Wikipedia.
Aber wenn man selbst in einer etwas ungewöhnlichen Ausstellung wandelt, in der zumeist jüngere Künstler ihre Werke präsentieren, dann reichen solche Worte nicht aus, um wiederzugeben, was man gerade sieht. So bei der inzwischen 30. Rohkunstbau im Schloss Altdöbern, die dieses Jahr unter dem Titel „Ästhetische Wiederbewaffnung“ stand und am 2. November ihre Tore schloss. Der Name „Rohkunstbau“ steht seit drei Jahrzehnten für internationale Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Brandenburg.
18 Künstlerinnen und Künstler zeigten, was sie zu diesem schwierigen Thema zu bieten hatten. Und forderten damit in höchstem Maße die Fantasie der Besucher heraus. Wer rechnet schon mit damit, dass es Kunst ist, wenn ein geknicktes MacBook als Kantenschoner an einer Glastür fungiert, wie es Alexander Endrullat präsentierte oder dass der von Thomas Judisch weggeworfene Rosenstrauß die „Die Akzeptanz der Einsamkeit“ darstellen soll. Herausfordernder ist der Harzguss von Szymon Kobylarz, der den Kopf von Heinrich dem Frommen von Schlesien, Krakau und Großpolen (1238-1241) auf der Grundlage anatomischer Beschreibungen des arischen Gesichtstyps nachmodellierte, so, wie ihn die Nationalsozialisten gern gesehen hätten. So berührt der Künstler – passend zum Thema der Ausstellung – deutlich erkennbar das Kapitel deutsch-polnischer Spannungen, oder besser gesagt „Verspannungen“.
Wie immer die zahlreichen Besucher die Ausstellungsstücke für sich wahrgenommen haben – eins muss man zugestehen – sie sind auch weit darüber hinaus und noch lange danach spannende, aufregende, aufmunternde und nachhaltige Gesprächsgegenstände. Und damit ist die Frage auch beantwortet.
Kurator: Christoph Tannert, Künstler/innen: Dafni Barbageorgopoulou (GR), Roland Boden (D), Birgit Dieker (D), Alexander Endrullat (D), Ute Faber (D), Bertram Hasenauer (A), Suah Im (KOR), Thomas Judisch (D), Bianca Kennedy (D), Szymon Kobylarz (PL), Mukenge | Schellhammer (COD/D), Katrin Plav?ak (A), Anselm Reyle (D), Yvonne Roeb (D), Frank Seidel (D), Marcel Walldorf (D), Erwin Wurm (A), Thomas Zipp (D).