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Die Insel der Vulkane

Bild1: Die Insel der Vulkane

Wer von dem Trubel in Tokio genug hat, sollte in den Süden Japans fahren: Die Insel Kyushu mit ihren heißen Quellen ist ein Geheimtipp für Erholungssuchende.

Wenn vom 24. Juli bis zum 9. August die Olympischen Spiele in Japan stattfinden, schaut die ganze Welt auf das Land der aufgehenden Sonne. Japan wird einen Besucheransturm erleben, und vor allem in der Hauptstadt Tokio, in der fast alle Wettkämpfe ausgetragen werden, wird es so turbulent zugehen wie 1964, als die Spiele schon einmal dort Station machten. Wem ein Urlaub in der Millionenstadt mit ihren Wolkenkratzern und dem pulsierenden Leben rund um die Uhr zu anstrengend ist, dem sei eine Alternative empfohlen. Abseits der Metropole gibt es eine unentdeckte Region, die, touristisch gesehen, noch in den Kinderschuhen steckt und das komplette Gegenstück zum Trubel der Großstadt ist.

Die Reise führt auf die südlichste Hauptinsel des Landes, nach Kyushu. Ein Japan für den Erholung Suchenden. Allerdings empfiehlt es sich, auf solch einen Trip ins Unentdeckte eine geführte Gruppenreise zu buchen. Gute Reisebüros helfen dabei. Es gibt zwar auch Angebote für den Individualreisenden. Doch sollte man sorgfältig recherchieren oder sich beraten lassen. Beispiel: Wenn Urlauber einen Mietwagen bestellen möchten, brauchen sie dazu nicht nur einen Internationalen Führerschein. Sie benötigen eine japanische Übersetzung, die sie in der Botschaft bekommen. Am besten ist man auf dem sehr gut ausgebauten Eisenbahnnetz unterwegs.
Onsen heißt das Zauberwort

Kyushu, die Insel der Vulkane, ist die drittgrößte der japanischen Hauptinseln und auch unter den Japanern ein Geheimtipp und eine Reise der Genüsse und des Wohlbefindens. Was bei uns dem Begriff Wellness zugeordnet ist, wird in Japan mit dem Wort Onsen umschrieben. Onsen sind Thermalbäder, die durch heiße natürliche Quellen versorgt werden. Das Wasser ist vulkanischen Ursprungs. Es kommt tief aus der Erde und ist besonders mineralhaltig. Und Achtung: Hier wird nicht einfach nur gebadet. Es gilt Regeln einzuhalten, die auf langen japanischen Traditionen basieren.

Generell ist Japanern Wohlbefinden ein großes Bedürfnis. Das beschreibt auch Ryo Nakama, der für JTB – den führenden deutschen Anbieter von Reisen nach Japan – arbeitet. „Wir bezeichnen das mit ,Wa‘, den stetigen Wunsch nach Harmonie.“ Gern erzählt er über seine Heimat und betont, dass die Menschen nicht unbedingt, wie man hierzulande vermuten würde, besonders stolz auf ihr Land seien. „Japaner sind erster Linie darauf bedacht, anderen Menschen mit Respekt und Aufmerksamkeit zu begegnen.“ Das lässt sich schon am Flughafen bestaunen. Da steht eine komplette Servicemannschaft und winkt dem Flieger hinterher. Sie wünscht einen guten Flug und Glück auf dem Weg. Ähnlich zu erleben ist das auch beim Hotelpersonal, das die An- und Abreisenden mit besonderer Aufmerksamkeit begleitet.

Fragt man den 29-jährigen Ryo Nakama, was der Unterschied zwischen seinem Land und Deutschland sei, sagt er höflich lächelnd: „die Autobahnen und das gute Weißbier.“ Er hat einige Zeit in Deutschland gelebt. Etwas ernster erklärt er, es gebe natürlich auch Unterschiede in der Lebensphilosophie, vor allem in der Arbeitswelt. „Der Deutsche arbeitet so viel, wie er muss, und das häufig sehr effektiv. Der Japaner ist eher konfus und arbeitet darum lange, bis er fertig ist.“ Doch im Alltagsleben gibt es noch andere Besonderheiten. „Vor allem für Kinder und ältere Menschen wird sehr viel getan. Die Familie ist sehr wichtig.“

Auf Kyushu ist das gut zu verfolgen, denn dort wurden große Parks und Erholungsdörfer eingerichtet. Davon schwärmt auch Theveny Benoit. Der Franzose hat in Tokio mit seiner Familie ein neues Zuhause gefunden. Entgegen dem japanischen Trend, kaum noch Kinder in die Welt setzen, freuen er und seine Frau sich an ihrem dreifachen Nachwuchs. „Wir leben in der Großstadt und genießen die unvorstellbare Großzügigkeit, mit der alles eingerichtet ist.“ Schulen, Parks, Freizeiteinrichtungen – dort stimme einfach alles, sagt er. Betreuungseinrichtungen für Vorschulkinder bezeichnet man in Japan übrigens mit dem deutschen Wort „Kindergarten“.
Was Wellness angeht, muss in erster Linie die Stadt Beppu in der Präfektur Oita genannt werden. Es gibt ungezählte öffentliche und privat genutzte Thermalquellen. Wer durch diese Stadt läuft, spürt, wie es unter der Erde brodelt, Dampf ist allgegenwärtig. Unbedingt besuchen sollten Reisende die „Hölle von Beppu“. In Beppu Sea Hell (Umi Jigoku) brodelt Wasser von bis zu 100 Grad Celsius aus einer natürlichen Quelle. Auch akustisch fühlt sich der Besucher dort dem Mittelpunkt der Erde sehr nahe. Darüber hinaus gibt es um Beppu in der Präfektur Oita zahlreiche Möglichkeiten, heiße Quellen und Thermalbäder zu erleben. Kannawa Onsen und Takeda Onsen sind zwei der Wichtigsten.

Eines der schönsten Gebiete auf der Insel ist das Kurokawa Onsen in der Prefektur Komamoto. Der Badeort ist eingebettet in einen Park mit mehr als 20 000 Bäumen und wie eine Stadt eingerichtet. Es gibt kleine Geschäftsstraßen, mehrere Freiluft-Bäder wechseln mit geheimnisvoll anmutenden heißen Quellen in kleinen Höhlen. Am Eingang erwirbt der Gast einen Pass und kann dann selbst auf Entdeckungsreise gehen. Im Park selbst gibt es mehrere Ryokan – ein Ryokan ist ein Reisgasthaus. Ganz in der Nähe befindet sich Miyama Sanso, das aussieht wie ein kleines Bungalowdorf. Dessen Zimmer sind traditionell japanisch gestaltet. Die Böden mit Tatami-Matten ausgelegt. Doch der Höhepunkt ist ein eigener Badepool auf der Veranda, der aus einer heißen Quelle gespeist wird. 24 Stunden steht natürliches heißes Wasser zur Verfügung.

Zusätzlich zu all den Genüssen, die dem Körper durch mineralhaltiges Wasser angeboten werden können, kommen optische Reize. Zum Beispiel in Kikuchi Gorge, das im Aso Kuju National Park und dem Quellgebiet des Flusses Kikuch mit vielen kleinen Wasserfällen liegt. Ein absolutes Muss ist ein Besuch der Nabegataki-Wasserfälle. Aus 20 Metern Höhe fällt das Wasser in einer breiten Wand herunter und bietet so ein einzigartiges Naturschauspiel.

Anreise: Direktflüge nach Tokio (Haneda, Narita), Osaka (Kansai International) und Nagoya (Centrair) ab Düsseldorf, Frankfurt am Main und München, Wien und Zürich. Japan mit der Bahn erkunden: Mit dem Japan-Rail-Pass kann man uneingeschränkt und preiswert durch das ganze Land mit Japan-Railways-Bahnen fahren. Die Züge in Japan sind sauber, auf die Sekunde pünktlich und verkehren alle paar Minuten. Mehr Japan-Informationen bietet die offizielle deutsche Webseite der Japanischen Fremdenverkehrszentrale www.japan.travel/de. Dort finden sich unter anderem auch Zugverbindungen und Informationen zu Unterkünften in jeder Kategorie (auf Englisch). Viele gute Informationen auf Deutsch zu Japan-Reisen, Flügen und Angeboten bietet auch www.ana.co.jp/de/de/japan-travel-planner/ Einreisebestimmungen: Der gültige Reisepass genügt für die Einreise. Reisezeit: Die beste Reisezeit für Kyushu ist Mai bis Oktober. Dann ist es angenehm warm.

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