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Wenn Männer weinen

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24.07.2023

Fußballer des FC Concordia Buckow/Waldsieversdorf schreiben im Juni 2023 Vereinsgeschichte und steigen in die Brandenburgliga auf / Max Nürbchen und Dominik Vogt gehören zu Concordias Helden im Spiel gegen Eintracht Miersdorf/Zeuthen

Am 24. Juni 2023 war es so weit: Letzter Spieltag in der Fußball-Landesliga Süd. Der FC Concordia Buckow/Waldsieversdorf und der SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen standen sich zum Gipfeltreffen der Liga und der gesamten Saison gegenüber. Und weil es das Gipfeltreffen, Tabellenzweiter gegen den Ersten war, kamen 650 Zuschauer auf den Waldsieversdorfer Sportplatz. Sie sollten ein echtes Spektakel erleben. Es war eine unglaubliche Kulisse und noch schöner, es blieb alles friedlich und ohne Zwischenfälle.

Vor dem Spiel brauchte man keinen anzusprechen. Alle waren irgendwie im „Tunnel“ und voll auf ihre Aufgabe fokussiert. Für Concordia zählte nur eins: ein Sieg, Eintracht hätte ein Remis gereicht. Von Concordia-Trainer Danny Knofe sagte nur kurz: „Ein Tor schießen wir zu Hause immer!“

Schiri Max Stramke sagte vor dem Anpfiff: „Na klar, wissen auch wir Unparteiischen um die Bedeutung der Partie. Wenn man nach dem Spiel nicht über uns redet, haben wir unsere Sache gut gemacht.“

Es wurde ein Fußballfest und was die Zuschauer dann miterleben durften, war Spannung bis hin zu Dramatik. In den Anfangsminuten ging es ordentlich zur Sache. Nach einem Foul an Niklas Zulciak musste dieser den Platz verletzungsbedingt verlassen (5. Minute). Er ging sowieso schon angeschlagen in die Partie und konnte nicht weiterspielen. Ausgerechnet er, denn Niklas Zulciak gilt bei Concordia als Hoffnungsträger und auch Führungsspieler. Bis zum Halbzeitpfiff sahen alle in Waldsieversdorf eine sehr intensive Partie. Es wurde trotz der Hitze viel gelaufen, es gab harte Zweikämpfe und auch das Publikum ging über die gesamte Zeit voll mit. Auf der einen Seite der Anhang in Rot auf der anderen Seite die heimischen Grünen.

Die erste große Gelegenheit hatte der Gast. Nach einer Ecke von Ingmar Thede Rosenboldt stand Robert Heinrich sträflich ungedeckt im Concordia-Strafraum, köpfte aber über das Tor.
Schiri Stramke musste dann langsam eingreifen, um nicht eventuell die Kontrolle zu verlieren. Zunächst bekam Ringo Kretzschmar Gelb, dann nach einer rüden Attacke an Matthias Reichelt ebenfalls der Miersdorfer Robert Heinrich.

Pech hatte Concordias Tobias Opitz in der 26. Minute, als der Ball nach einem Angriff über die rechte Seite auf der Eintracht-Torlinie entlangtrudelte. Einer der Helden an diesem historischen Nachmittag war Concordia-Torhüter Dominik Vogt. Er hielt prächtig nach einem Schuss von Nils Reichardt und hatte Glück, als nach einem Eintracht-Einwurf der Ball plötzlich im Tor lag. Die Regel besagt aber: „Aus einem Einwurf kann nicht direkt ein Tor erzielt werden“.

Wenige Minuten später gab es auf der anderen Seite ein Tor. Schiri Stramke verweigerte auch diesem Treffer die Anerkennung: Abseits. So um die 40. Minute nahm die Partie weiter deutlich Fahrt auf. Es ging Hin und Her und jeden Moment hätte sich das Spiel entscheiden können. Die beste Chance in der ersten Halbzeit hatte Niklas Goslinowski. Doch „Teufelskerl“ Dominik Vogt reagierte mit einem Reflex auf der Linie.
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Die zweite Halbzeit begann mit einem erneuten Rückschlag für die Concordia. Spielmacher Matthias Reichelt blieb liegen. Auch er konnte nicht weiterspielen. Für ihn kam Max Nürbchen. Bei den Gästen wurde ein guter Bekannter bei Concordia eingewechselt: Toni Hager.

Justin Wieher, einer der besten Spieler auf dem Platz, schoss in der 54. Minute auf das Eintracht-Tor und traf den Pfosten. Immer wieder ging nun beim Concordia-Anhang und den Betreuern der Blick auf die Anzeigetafel und die dortige Uhr. Die Zeit lief den Gastgebern langsam davon. Eintracht Miersdorf/Zeuthen begann mehr und mehr das Spiel zu verzögern. In der 71. Minute war es dann so weit. Max Nürbchen schoss das wohl wichtigste Tor seiner Karriere. Er nahm den Ball volley und hämmerte die Kugel aus gut 20 Metern in die Maschen. Der Jubel war unbeschreiblich – und doch, es waren noch gut 20 Minuten zu spielen! Eintracht warf natürlich alles nach vorn und hatte durchaus Chancen. „Ich bekomme eine Herzattacke nach der anderen“, sagte Dennis Schulz (Sportlicher Leiter Concordia), der gar nicht hinschauen wollte. Und tatsächlich in der Abwehr gab es bis zum Schluss immer wieder leichte Fehler. Kurz vor dem Abpfiff sogar ein dicker Patzer, den Dominik Vogt mit einer erneuten Glanztat aber wieder ausbügelte.

„Ich kann es einfach nicht fassen“, schüttelte Max Nürbchen immer wieder den Kopf und Jubelschreie und Tränen wechselten bei ihm ständig. „Ich war so lange beruflich im Ausland und konnte in der Saison kaum helfen. Ausgerechnet mir gelingt das entscheidende Tor.“

„Das ist so schön! Ich werde meine Karriere nunmehr beenden – was für ein Abschluss“, sagte Robert Vsetycek.

„Was soll ich sagen“, hieß es von Trainer Danny Knofe, der es scheinbar noch gar nicht glauben konnte.

Und Christian Hiob, Vereins-Chef? Auch er rang mit den Tränen und war schlichtweg sprachlos.

Dann gab es endlich den Pokal Siegfried Kirschen (Ehrenpräsident des Fußball-Landesverbandes Brandenburg) über gab den Pott mit den Worten: „Es ist absolut verdient. Männer ihr hattet fast die gesamte Saison die Tabellenspitze und dürft nun völlig zu Recht in der höchsten Fußball-Liga des Landes Brandenburg spielen.“

Lange wurde in Waldsieversdorf noch gefeiert. Kurz entschlossen machte sich ein Teil. Der Mannschaft noch am Sonntag auf in Richtung Mallorca. Und was dort abgeht, braucht man sicherlich nicht ausführlich beschreiben.

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