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Teil V von „Der Junge aus der Vorstadt feierte auf der Leipziger Buchmesse Premiere

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02.05.2023

Petershagen-Eggersdorfer Autor Mario Worm stellt „Die Jüdin aus Altlandsberg“ vor

„Alle Bücher ausverkauft, wir ordern umgehend nach …“ diese Mitteilung musste am dritten 2023-er-Leipziger Buchmessetag der Petershagen-Eggersdorfer Autors Mario Worm an seinem Stand in der Halle 5 aufhängen. Die Nachfrage nach dem voraussichtlich letzten Teil seiner lokalen Krimireihe „Der Junge aus der Vorstadt“ war zum Verdruss der Besucher, aber zur Freude des Primär-Verlags-Herausgebers, groß. Mit Hilfe des Berliner Schauspielers Simon Baker als Vorleser, hatte Mario Worm die Spannung und Erwartungshaltung der Zuhörer erneut schüren können. Wieder hat sich Worm tief in die Historie begeben, hat drei Jahre gründlich recherchiert, bevor er den nunmehr 5. Teil mit dem Untertitel „Die Jüdin aus Altlandsberg“ niederschreiben konnte. Dicht an der Wirklichkeit, an den tatsächlich lebenden Personen und nachprüfbaren Fakten, spinnt er den Faden aus der Vorkriegszeit, über die Nazidiktatur bis in die Gegenwart. Dafür hat Worm unter anderem die Lebensgeschichte einer inzwischen 90-jährigen Altlandsbergerin, die mit einer falschen Identität dem Holocaust entgehen konnte, übernommen. Einheimische finden - wie bei Worm üblich und beliebt - im Band viele Örtlichkeiten wieder und werden mit auf eine spannende, wirklichkeitsnahe Zeitreise genommen. Wie die Geschichte ausgeht, blieb auf der Buchmesse ein Geheimnis. So dass die Petershagener und Eggersdorfer, die im Reisebus – von Bürgermeister Marco Rutter, der natürlich mit an Bord war, gefördert -, gegen Abend wieder heimfuhren, bereits begannen, im Buch zu lesen.

Prolog: Da ist es wieder, dieses Knacken. Sarah dreht sich nach allen Seiten. Niemand zu sehen, nicht die kleinste Bewegung und doch immer wieder dieses Knacken. Sie kann es nicht lokalisieren. Dieses Ungewisse verstärkt ihre Ängste. Die S-Bahn kommt … Eine Viertelstunde später werfen die Rundumleuchten der Feuerwehren, Rettungswagen und Polizeiautos ihre rotierenden blauen Lichtkegel in die Nacht, leiten Bahnmitarbeiter eine Handvoll Fahrgäste über die stromlosen Gleise auf die anliegende Bahnhofstraße. Sanitäter leisten Betroffenen erste Hilfe bei Blessuren nach dem plötzlichen Bremsvorgang. Ein Krankenwagen transportiert die S-Bahnfahrerin Margarete Schmidt zur Untersuchung durch den medizinischen und psychologischen Dienst. Endlich ist auch ein anderer Triebwagenfahrer da, der den Zug ins Bahn-Werk Friedrichsfelde transportiert, während Kriminalpolizei und Ermittlungsmitarbeiter der Bahn Fotos machen, vermessen und protokollieren. Die undankbarste Aufgabe indes bleibt an den Kameraden der Feuerwehr hängen, die außer den Trümmern auch die Blutspuren beseitigen müssen.

Von der Vergangenheit bis in die Gegenwart

Seit 26 Jahren schreibt Mario Worm Heimat-Krimis. Und vertieft sich dafür in Handlungsstränge, recherchiert aufwendig und akribisch. „Ich habe für jede Figur eine Zeichnung vor Augen und eine bestimmte Melodie im Ohr, um nichts durcheinanderzubringen“, erklärt er und ist so im Wechsel Anwalt, Täter, Opfer ... Im Laptop ist das ganze Recherche-Material gesammelt und dann spinnt er die Handlungsfäden meistens von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Eingebettet in wahre Begebenheiten und bekannte Orte. Und dieses Nachprüfbare mache einen großen Teil der Spannung aus, finden die Leser, die ihn regelrecht drängen, immer weiter zu schreiben.

Vom Gastwirtssohn zum Buchautor

Mario Worm ist 1960 geboren und in Berlin direkt an der Mauer auf der Ostseite als Sohn eines Gastwirtpaares groß geworden. „Bevor ich bei meinen Eltern in der Gaststube anfangen durfte, verlangte meine Mutter, dass ich erst einmal was Richtiges lernen sollte“, sagt 63-Jährige und wurde Rundfunk- und Fernsehmechaniker, verkaufte Geräte im Haus der Elektrotechnik am Alexanderplatz. „Damals habe ich meine ersten Schreibversuche gestartet“, sagt er, „ein Liebesroman war das.“ Den habe er sorgfältig binden lassen und zum Aufbau-Verlag geschickt. Die Reaktion von dort sei niederschmetternd gewesen. „Nie wieder, habe ich mir vorgenommen.“ Vor 1989 war das. Aber in der Kneipe seiner Eltern verkehrten auch viele DDR-bekannte Schauspieler. Peter Dommisch war einer von ihnen. Der habe sich für das Werk interessiert und es mit zu Heiner Müller genommen. „Da saß ich im Theatersaal und wurde vor Ehrfurcht vor dem berühmten Theaterregisseur in meinem Stuhl immer kleiner“, erinnert sich Worm. „Müllers Urteil war vernichtend, das Buch ,sei Scheiße, aber wir reden mal darüber‘, hat der gesagt.“ Ein Liebesfilm entstand: „Sag nie, es ist vorbei“. „Der war aber auch nicht besser, würde ich heute auch nicht mehr machen“, sagt Worm lächelnd. Aber dann machte er doch weiter.

Der erste Film brachte ihm tote Ratten ein

Sein nächster Film „Keine Gewalt“ über die Wendetage war damals der Erste, der sich mit diesem Thema beschäftigte, und machte den Gastwirt schnell in einschlägigen bunten Zeitungen in ganz Berlin bekannt. „Nicht alle haben den Film tatsächlich verstanden, und mir hat er tote Ratten und zerschlagene Fensterscheiben eingebracht, hatte ich doch gewagt, zu sagen, dass in der DDR nicht alles schlecht und in der BRD nicht alles super ist“, erinnert sich Worm und war wieder der Ansicht, „nun ist aber Schluss“. Nicht lange, inzwischen hatte er sich beim Arbeitsamt melden müssen, denn für zwei Familien gab die Kneipe nicht mehr genug her. „Ein halbes Jahr saß ich auf der Couch, dann habe ich als Kraftfahrer bei einer Textilreinigungsfirma angefangen und mich an der TU für ein Betriebswirtschaftsstudium eingeschrieben.“ Nach sechs Semestern verfasste er eine Diplomarbeit zum Thema Dienstleistungswüste Deutschland und verglich hiesige Textilreinigungen mit solchen in Florida. Zum besseren Beweis seiner These gründete er selbst ein Textilreinigungsunternehmen und „ich wollte es in die Pleite führen. Das hat nicht geklappt. Als die Arbeit anfing, Spaß zu machen, konnte ich nicht mehr aufhören und schließlich hatte ich mehrere Mitarbeiter“, sagt Worm, und an der Wand hängt die Urkunde „Goldener Kleiderbügel“ für sein vorbildliches Marketingkonzept.

Buchhelden agieren auch in Strausberg

Den ersten Band von „Domino“, ein historischer Krimi über die Jagd nach einem verschwundenen Notizbuch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart, hatte er 2013 auf der Buchmesse präsentiert. Tief in das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte ist er dafür eingetaucht, hat spannende Handlungsfäden gewoben, die seine Buchhelden in einer Schlüsselszene auch nach Strausberg führten. Hat sich alle Örtlichkeiten angeschaut, hat seine Familie über Friedhöfe geschleppt und in Orte, in denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Das honorieren die Leser. Sie loben die Recherchearbeit und die Akribie, mit der Worm das schwierige Thema anging.

Feuerfluch, Stasispitzel, Mord im Dorf

Und die Schreiberei lässt ihn nicht mehr los. Die Geschichte von Stasispitzeln aus der Nachbarschaft, von Mord im Dorf oder Feuerfluch aus dem Mittelalter ziehen die vor allem lokale Leserschaft in den Bann. Und so sind auch im dritten Teil von „Der Junge aus der Vorstadt“ der Bürgermeister, der Vereinsvorsitzende, die Feuerwehr oder die Standesbeamte wieder mit von der Partie oder das Haus Bötzsee und das Café an der Ecke wird zum geheimnisvollen Ort.
Die Leser verfolgten die spannenden Storys und drängten auf die Fortsetzung. „Mein erstes Buch war nur über Amazon zu bekommen“, sagt der Autor und ist noch heute überrascht von der Resonanz, die der erste Band hervorgerufen hatte und die ihn auf Platz 25 der Amazon-Bestseller katapultierte. Inzwischen gibt es Mario Worms Bücher auch als eBook und in den heimischen Buchläden.

Erhältlich bei der Eggersdorfer Post, im Strausberger Buchladen oder als E-Book

Viele Leser fragten immer wieder bei der Post in Eggersdorf oder in Strausberger Buchläden nach: Wann gehen die Geschichten weiter? Wann geht es weiter mit den lokalen Krimis und ausgegrabenen (aber erfundenen) Skandalen und Morden in der Nachbarschaft? Zwei Jahre ist nichts Neues von ihm erschienen, stellen sie fest. Doch zwei gesundheitlich schwere Jahre liegen hinter dem einheimischen Erfolgsautor. „Es geht mir nun wieder recht gut und ich mache da weiter, wo ich krankheitsbedingt gezwungen war, zu pausieren. Das nächste Buch, Teil V von ,Der Junge aus der Vorstadt‘, wurde nun unter dem Titel ,Die Jüdin aus Altlandsberg‘ 2023 auf der Buchmesse in Leipzig präsentiert“, sagt der inzwischen 63-Jährige.

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